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Pathologischer Computer-Gebrauch: Stationäre Behandlung kann helfen

Die Gamescom ist das jährliche Highlight der internationalen Gaming-Szene: Mehr als eine viertel Million Besucher werden zur weltweit größten Messe für interaktive Spiele und Unterhaltung erwartet. Der Spaß an Computer, Internet und Spielekonsolen boomt. Doch neben allem Unterhaltungswert wächst die Zahl der User, die ein pathologisches Nutzungsverhalten mit suchtähnlichen Zügen zeigen. Beratungsangebote gibt es nur vereinzelt, Therapieplätze sind rar. Ein Gegenbeispiel ist die Schön Klinik Bad Bramstedt: Seit einem Jahr bietet das psychosomatische Fachkrankenhaus volljährigen Patienten mit pathologischem Computer-Gebrauch ein spezifisches Therapiekonzept im Rahmen einer stationären Krankenhausbehandlung.

Logo der Schön Klinik Schön Klinik - Logo
© Schön Klinik
Schön Klinik - Logo © Schön Klinik
Im PS-starken Kart über die Rennbahn fahren, in schwindelerregender Höhe über Seile balancieren – auch das ist in der Schön Klinik Bad Bramstedt therapeutische Realität für Patienten mit pathologischem Computer-Gebrauch. Positive Erlebnisse in extremen oder zumindest sehr reizintensiven Situationen in der realen Welt unterstützen die Behandlung der Betroffenen. Das zeigen die Erfahrungen und deshalb zählen therapeutisch begleitete Klettertouren in einem Hochseilgarten oder Rennfahrten auf der Kart-Bahn zum Therapieplan bei computersüchtigen Patienten.

Vielversprechende Behandlungsergebnisse
Vor einem Jahr startete die psychosomatische Fachklinik mit dem störungsspezifischen Behandlungskonzept „Pathologischer Computer-Gebrauch“. Das Angebot richtet sich an Menschen, die ihren Computer exzessiv und mit erheblichen Folgeproblemen nutzen. „Die ersten Behandlungsergebnisse stimmen optimistisch, wir werden das Behandlungsangebot in diesem Bereich weiter ausbauen“, sagt Dr. Tim Aalderink, Leitender Psychologe der Schön Klinik Bad Bramstedt. Für Langzeiterhebungen sei die Zeit noch zu knapp. Dr. Aalderink weist jedoch darauf hin: „Der Großteil der Patienten, die bislang wegen pathologischen Computer-Gebrauchs zu uns kamen, hat im Lauf der Therapie für sich die Entscheidung getroffen, die exzessive Computernutzung zu beenden. Die notwendigen Kompetenzen dafür haben sie während des Klinikaufenthalts erworben.“

Therapiekonzept auf Erwachsene zugeschnitten
Mit dem stationären Behandlungsangebot „Pathologischer Computer-Gebrauch“ richtet sich die Schön Klinik Bad Bramstedt explizit an Erwachsene. Dr. Aalderink sagt dazu: „Bei Kindern und Heranwachsenden können Präventionsmaßnahmen und Beratungsangebote recht gute Erfolge erzielen. Anders sieht es meist bei Erwachsenen aus, die ihren Computer schon jahrelang exzessiv nutzen. Ein spezielles Behandlungsangebot, das individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, kommt bei diesen Patienten eher in Frage.“ Aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes setzt die Schön Klinik Bad Bramstedt auf eine multimodale Therapie, basierend auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen Maßnahmen und ergänzt durch Ergotherapie, Sozialberatung, medizinische Behandlungen und andere geeignete Elemente. Dieser Behandlungsansatz ist geeignet, um auch Begleiterkrankungen zu berücksichtigen.

Wichtige Rückfallprophylaxe
Vor allem langjährig internetabhängige Patienten sind häufig von weiteren psychischen Störungen sowie körperlichen und psychosozialen Problemen belastet. Mangelnde Bewegung und schlechtes Essen etwa können sich auf Gewicht, Bewegungsapparat und Schlafqualität auswirken. Auch Depressionen, Essstörungen, (soziale) Angststörungen und ADHS treten oft in Kombination mit Computersucht auf. Für nachhaltige Therapieerfolge ist es essenziell, schon während des Klinikaufenthalts auch in all diesen Bereichen relevante Fortschritte zu erzielen. Denn nicht selten sind diese Beschwerden Ursache oder Folge des pathologischen Computer-Gebrauchs.

Wer die Klinik verlässt, geht mit einem psychologischen Handwerkskoffer nach Hause. So nennen die Therapeuten das Bündel aus pragmatischen Strategien im Umgang mit dem Computer, das der Patient während seines Klinikaufenthalts erarbeitet und erprobt. Im Rahmen einer intensiven Rückfallprohylaxe lernen die Patienten beispielsweise, wie sie mit dem möglicherweise aufkommenden Verlangen nach alten Verhaltensmustern (dem „Craving“) umgehen können. Eine hilfreiche Strategie für computerspielsüchtige Patienten könnte es sein, die Zeit am PC auf vorher festgelegte Fristen zu begrenzen und verstärkt auf positiv erlebte Aktivitäten in der realen Welt zu setzen.

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